// Kanaltreue im Kontext der Nutzernavigation.

Eine vertiefte Analyse und Bewertung unter Einbeziehung von Kontaktstrecken und Berechnungsformeln

 
Einleitung und Definition der Kanaltreue

 

 

Die Kanaltreue stellt eine essenzielle Metrik im Bereich des digitalen Marketings dar, indem sie als Indikator für das Ausmaß der Konstanz dient, mit der Nutzer spezifische Navigationswege innerhalb eines digitalen Umfelds wählen, um ein definiertes Ziel – typischerweise eine Transaktion oder Bestellung – zu erreichen. Diese Metrik gewinnt ihre Bedeutung dadurch, dass sie tiefe Einblicke in das Nutzerverhalten und die Vorlieben der Zielgruppe ermöglicht. Sie spiegelt wider, wie Nutzer digitale Plattformen und Kanäle nutzen und interagieren, und gibt Aufschluss darüber, welche Pfade und Kanäle sie bevorzugen, um ihre Ziele zu erreichen. In einer Welt, in der die digitale Präsenz und die Online-Interaktionen zunehmend komplexer und vielschichtiger werden, bietet die Analyse der Kanaltreue Marketingspezialisten und Unternehmen wertvolle Daten. Diese Informationen sind entscheidend, um die Effektivität von Marketingstrategien zu bewerten, die Nutzererfahrung zu optimieren und letztlich die Kundenbindung zu stärken. Indem Verhaltensmuster und Präferenzen in der digitalen Navigation aufgedeckt werden, ermöglicht die Kanaltreue eine zielgerichtete und effiziente Ansprache der Nutzer, wodurch maßgeschneiderte Marketingmaßnahmen und eine verbesserte Kundenansprache realisiert werden können.

 
Methodik der Analyse unter Berücksichtigung von Kontaktstrecken

Die Analyse der Kanaltreue bietet einen tiefgreifenden Einblick in das Nutzerverhalten, indem sie die Auswahl und Konsistenz der Navigationswege vor einer Bestellung untersucht. Diese Analyse konzentriert sich auf sogenannte "Kontaktstrecken", die die spezifischen Pfade darstellen, welche Nutzer durchlaufen, bevor sie zu einer Bestellung oder einem anderen vordefinierten Ziel gelangen. Die Methodik zur Beurteilung der Kanaltreue umfasst mehrere Schlüsselelemente:

 

  • Auswahl und Vergleich der Kanäle: Hierbei wird eine bewusste Selektion von Kanälen vorgenommen, die für die Analyse relevant sind. Diese vordefinierten Kanäle können verschiedene Touchpoints entlang der Customer Journey umfassen, wie soziale Medien, organische Suche, E-Mail-Marketing oder bezahlte Werbekampagnen.

  • Deduplizierung: Diese Phase beinhaltet das Zusammenfassen von direkt aufeinanderfolgenden, identischen Kontakten in den Navigationspfaden. Der Hauptzweck dieser Deduplizierung liegt darin, redundante Daten zu eliminieren und eine präzisere Sicht auf die tatsächliche Vielfalt und Abfolge der genutzten Kanäle zu erhalten.

  • Vergleich der Kontaktketten: Bei diesem Schritt werden die Kontaktketten analysiert, indem speziell die direkten Vorgänger- und Nachfolgerkontakte in Betracht gezogen werden. Dies ermöglicht es, die Übergangsdynamik zwischen verschiedenen Kanälen zu verstehen und zu bewerten, wie häufig Nutzer zwischen unterschiedlichen Kanälen wechseln.

  • Bewertung der Treue: Die Treue wird quantifiziert, indem eine Skala von 0 bis 1.0 angewendet wird. Dabei steht eine 0 für keinerlei Übereinstimmung  zwischen den Kontaktketten, 0.5 für mindestens einen gemeinsamen Bestandteil in aufeinanderfolgenden Ketten, und 1.0 für eine  vollständige Übereinstimmung oder Identität der Kanalketten.   

Diese Bewertung ermöglicht eine differenzierte Einschätzung der Kanaltreue und hilft dabei, das Nutzerverhalten in Bezug auf ihre Kanalpräferenzen und -konsistenzen zu quantifizieren und zu klassifizieren. Insgesamt ermöglicht diese detaillierte Methodik eine umfassende Analyse der Kanaltreue, die für Marketingstrategien und Kundensegmentierungen von entscheidender Bedeutung sein kann. Sie hilft dabei, die Loyalität und Präferenzen der Nutzer in Bezug auf verschiedene Navigationskanäle besser zu verstehen und entsprechend zielgerichtete Marketingmaßnahmen zu entwickeln.

Beispiel für Kontaktstrecken: ORGANIC>ORGANIC>KAMP>KAMP>ORGANIC>PORT>PORT,SEM.

 

Ausführliche Darstellung der Berechnungsformeln für die Kanaltreue

Die Berechnung der Kanaltreue erfolgt in einem mehrstufigen Prozess, der auf einer detaillierten Analyse der einzelnen Übergänge zwischen den Navigationskanälen basiert. Dieser Prozess umfasst folgende Schritte:

 

  • Identifizierung der Übergänge zwischen den Kanälen: Zunächst wird jede Kontaktstrecke eines Nutzers untersucht, um die einzelnen Übergänge zwischen den genutzten Kanälen zu identifizieren. Ein Übergang findet statt, wenn ein Wechsel von einem Kanal zum nächsten in der Abfolge der Nutzernavigation erfolgt. Die Identifizierung dieser Übergänge bildet die Grundlage für die anschließende Bewertung der Kanaltreue. 

                                  

  • Bewertung der einzelnen Übergänge: Jeder identifizierte Übergang wird separat bewertet, um die Konsistenz der Kanalnutzung zu messen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Skala, wobei 1.0 für identische Kanäle (d.h., der Nutzer bleibt im gleichen Kanal), 0.5 für einen Übergang mit mindestens einem gemeinsamen Bestandteil (z.B. ein Wechsel von einem Kanal zu einem anderen, wobei ein Element gleich bleibt), und 0 für Übergänge ohne jegliche Übereinstimmung (völliger Wechsel der Kanäle ohne gemeinsame Elemente) vergeben wird.       

                                      

  • Berechnung der Gesamttreue: Die Gesamttreue ergibt sich aus dem Durchschnittswert aller einzelnen Übergangsbewertungen. Dieser Durchschnittswert wird berechnet, indem die Summe aller Bewertungen der einzelnen Übergänge durch die Anzahl der Übergänge dividiert wird. Diese Durchschnittsberechnung bietet einen umfassenden Überblick über die Kanaltreue eines Nutzers über die gesamte betrachtete Kontaktstrecke.

 

Zur Veranschaulichung sei das Beispiel einer Kontaktstrecke betrachtet: ORGANIC>ORGANIC>KAMP>KAMP>ORGANIC>PORT>PORT,SEM. In diesem Fall erfolgen die Berechnungen wie folgt:

1. ORGANIC zu ORGANIC: Kein Wechsel des Kanals, daher die Bewertung 1.

2. ORGANIC zu KAMP: Wechsel des Kanals ohne gemeinsame Elemente, daher die Bewertung 0.

3. KAMP zu KAMP: Wiederum kein Wechsel, daher die Bewertung 1.

4. KAMP zu ORGANIC: Ein erneuter Wechsel ohne Übereinstimmung, daher 0.

5. ORGANIC zu PORT: Ein weiterer kompletter Wechsel, daher 0.

6. PORT zu PORT,SEM: Ein Übergang mit mindestens einem gemeinsamen Element (PORT), daher 0.5.

Die Gesamtbewertung für diese Kontaktstrecke wäre somit 1 + 0 + 1 + 0 + 0 + 0.5 = 2.5. Da insgesamt sechs Übergänge stattfanden, beträgt der Durchschnitt 2.5 / 6 = 0.42. Dieser Wert stellt die Kanaltreue des Nutzers in der gegebenen Kontaktstrecke dar.

 
Implementierung und Auswertung
  • Langzeitbeobachtung der Customer Journeys über mehrere Wochen.
  • Aggregation der Customer Journeys pro Nutzer und anschließende Berechnung der Kanaltreue.
  • Einordnung in Loyalitätssegmente von "sehr loyal" bis "nicht loyal".
  • Aggregation und Analyse der Bestellungen und Nutzeranzahl nach Loyalitätssegmenten.

 

Diskussion und zukünftige Perspektiven

Der vorgestellte Ansatz zur Messung der Kanaltreue ist ein wertvolles Werkzeug, hat aber auch seine Grenzen. Die Einteilung in Loyalitätssegmente basiert auf vereinfachten Annahmen und spiegelt nicht unbedingt die komplexe Realität des Kundenverhaltens wider. Insbesondere Kunden, die häufig den Bestellweg wechseln, könnten für Marketingmaßnahmen empfänglicher sein.

 
Mögliche Erweiterungen
  • Berücksichtigung der gesamten Kontaktstrecke: Eine umfassendere Analyse könnte zusätzliche Einblicke bieten.
  • Kennzeichnung der Bestellwoche: Dies könnte helfen, saisonale Muster zu identifizieren.
  • Berücksichtigung spezieller Phasen und Maßnahmen: Die Reaktion auf spezifische Marketingaktionen könnte weitere Erkenntnisse liefern.

 

Fazit

Kanaltreue ist ein komplexes, aber äußerst wertvolles Konzept im E-Commerce. Durch die detaillierte Analyse der Wege, die Kunden vor einem Kauf nehmen, können Unternehmen ihre Marketingstrategien verfeinern und ihre Kommunikation mit den Zielgruppen verbessern. Während die aktuelle Methodik einen guten Ausgangspunkt bietet, gibt es Raum für weitere Forschung und Entwicklung in diesem Bereich.